Präventionstheater in der Bischof-Neumann-Schule

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„Es gibt immer jemand, mit dem man reden kann“

Präventionstheaterstück „Trau dich!“ überzeugt Fünft- und Sechstklässler an der Bischof-Neumann-Schule. Eingeladen haben die Fachstelle gegen Gewalt des Bistums Limburg und das Netzwerk gegen Gewalt Hessen 

KÖNIGSTEIN.- „Hallo, liebe Oma, ich finde es nicht sehr gut, dass du mich ständig abküsst. Ich hoffe, dass wir einen Kompromiss finden, ich liebe dich.“ So könnte nach Meinung der Fünft- und Sechstklässler der Königsteiner Bischof-Neumann-Schule ein Brief an eine Großmutter aussehen, die einfach nicht merkt, dass ihre Küsse nicht gewollt sind. Über den Umgang mit übergriffigen Situationen und mögliche Lösungswege ging es in dem interaktiven theaterpädagogischen Stück „Trau dich! Ein starkes Stück über Gefühle, Grenzen und Vertrauen“ vom Schultheater Frankfurt, das am Donnerstag vor Schülerinnen und Schülern der Bischof-Neumann- und der St. Angela-Schule aufgeführt wurde. Eingeladen hatte in enger Abstimmung mit den Präventionsbeauftragten der beiden Schulen die Fachstelle gegen Gewalt des Bistum Limburg und das Netzwerk gegen Gewalt Hessen. Das Theaterstück ist Teil eines Aktionsplans der Bundesregierung.

Lösungen werden aufgezeigt

„Je aufgeklärter die Kinder sind, umso besser sind sie geschützt“, ist sich Heidi Bochnig vom Netzwerk gegen Gewalt sicher. Und so brachten Nora Kühnlein, Luise Schlingmann, Jan Breuers und Ole Bechthold ganz unterschiedliche Situationen von Übergriffen und sexualisierter Gewalt auf die Bühne. Etwa wenn Alina vom Freund ihrer Schwester „komische Sachen“ gesagt bekommt und von ihm angefasst wird, obwohl sie das nicht will. Auch wenn sie nichts für die Situation kann, fühlt sich Alina schuldig. Oder da fragt ein Mädchen ihre Freundin ständig, ob sie schonmal geküsst habe, obwohl diese eigentlich noch nicht bereit dafür ist. Gezeigt und erklärt wurde, wie man mit solchen Situationen umgeht. So fragten die Darstellenden die Kinder, an welche Vertrauenspersonen sie sich wenden würden. Per Einspieler gab es Kommentare und Reaktionen von anderen Kindern: „Das darf der nicht. Kinder haben ihre Rechte!“, „Man muss gar nichts. Man muss nur Zähne putzen!“ und „Schlechte Geheimnisse darf man nicht für sich behalten“.

Nach dem Schlussapplaus erhielten die Schülerinnen und Schüler noch ein paar konkrete Hinweise. Wer Probleme habe, erhalte über die Nummer gegen Kummer, die 116111, Rat und Unterstützung. Außerdem stellten sich die Ansprechpersonen der Schulen - Lehrer, die Schulsozialarbeit und Vertrauensschüler - vor. Insgesamt 16 Oberstufenschülerinnen und -schüler der Bischof-Neumann-Schule haben an der Multiplikatorenausbildung „Stark miteinander“ teilgenommen, um im Alltag für ihre Mitschüler da zu sein.

Großes Elterninteresse

„Das Theaterstück ist ein wichtiger Baustein unserer Präventionsarbeit im Bistum“, betonte die Limburger Präventionsbeauftragte Silke Arnold, die im Vorfeld auch den vorbereitenden Elternabend begleitete. Das Interesse war groß, über 130 Eltern nahmen teil. Warum das Thema Prävention gerade an die Schulen gehört und was es im Umgang mit den Digitalen Medien zu beachten gilt, erklärte eine Mitarbeiterin der Beratungsstelle Ronja. Zur Vor- und Nachbereitung des Theaterbesuchs brachten die Klassenleitungen das Thema Sexualisierte Gewalt auch im Unterricht zur Sprache.

„Ich fand die Aufführung gut, denn ich weiß jetzt, ich brauche keine Angst zu haben“, meinte eine Schülerin der 5d der Bischof-Neumann-Schule im Anschluss. „Das stimmt“, sagte eine Mitschülerin. „Es gibt immer jemand, mit dem man reden kann.“

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