Einweihung Meditationsraum

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Rede zur Eröffnung des neuen Mediationsraums am 1. März 2019


Liebe Kolleginnen und Kollegen, lieber Herr v. Erdmann, lieber Herr Behr, lieber Herr Machnik, liebe Frau Lecht, lieber Kaplan Blechschmidt, liebe Schülerinnen und Schüler!
Ende Januar hielt Pater Siebner, der Obere der deutschen Jesuiten, in St. Georgen eine kurze Ansprache. Er berichtete von seiner Zeit als Schulleiter in Hamburg und von der großen Herausforderung, bei Schulgottesdiensten für Ruhe zu sorgen. . Sie wissen alle, wie schwierig das ist. Ein Kollege meldete ihm zurück, „Gott sei Dank, jetzt habe ich sie alle ruhig bekommen.“ Pater Siebners Reaktion war bemerkenswert: „Ja, ruhig sind sie, aber sind sie auch still?“
Ruhe und Stille, das kann man begrifflich auseinanderhalten, jemand kann äußerlich ruhig sein, während es in der Seele tobt. Ruhe wäre dann etwas Physisches, Stille hingegen ein innerer Zustand. Wie kann man Stille beschreiben? Mir kam dabei Buch des Philosophen Eugen Herrigel wieder in den Sinn. Es heißt „Zen in der Kunst des Bogenschießens“. Herrigel beschreibt darin seine Erfahrungen, als er das Bogenschießen bei einem japanischen Zen Meister erlernte. Monatelang fixierte er sich auf die Zielscheibe und scheiterte, die Pfeile treffen nichts. Er musste erst lernen, dass man nur dann ins Schwarze trifft, wenn man die angestrengte Ergebniserzwingung loslässt, seine Getriebenheit aufgibt und sich stattdessen leer und durchlässig macht Wenn man dann nur noch „Membran“ ist, entsteht „Stille“, dann schießt „es“ durch die Membran – das Ziel wird ohne Anstrengung in absichtslose Absicht erreicht.
Im Zuge der allgemeinen Wellnessbewegung sind Buddha Statuen groß in Mode. Kaum ein Friseur, Nagelstudio, keine Massagepraxis lässt sich diese fernöstliche Dekoration entgehen. Buddhas und Räucherstäbchen, wohin man auch sieht. Wofür steht das? Wer Buddhist ist, strebt nach Vollkommenheit, d.h. aber nach Auflösung des individuellen Ichs. Ziel ist das Aufgehen in einem unendlichen, raum- und zeitlosen Kontinuum, in dem individuelle Eigenschaften und Leidenschaften, das Auf- und Ab von Geburt und Tod abgestreift sind. Das Heil liegt in der persönlichen Selbstauflösung, die auch eine Art der Selbsterlösung ist, denn für das Gelingen ist jeder für sich selbst verantwortlich.
Wir westlichen Menschen sind anders geprägt. In der kirchlichen Tradition gab und gibt es zwar auch Stilleübungen, Exerzitien, Rosenkranzgebete (Mantra). Trotz der inneren Stille vernimmt ein meditierender Christ so etwas wie ein Grundrauschen, weil christliche Meditation immer auch ein Gegenüber kennt – und das ist wie im Fall der Zen Meditation keine weiße Wand, sondern Jesus Christus /Gott. Meditation ermöglicht so eine intensive Auseinandersetzung mit sich selbst, mit diesem Grundrauschen, mit dem Glauben, man gewinnt spirituelle Statur und Persönlichkeit, und das ist etwas sehr Individuelles. Es geht nicht um Selbstauslöschung und Aufgehen in einem unbestimmten Nirwana. Christliche Meditation ist auch keine Selbsterlösung, sie hat vielmehr den Erlöser vor Augen oder hinter sich. Das können wir bedenken, wenn wir gleich das gläserne Kreuz mitgestalten. Glas, auch farbiges, schien uns ein gutes Symbol, damit das Licht – das seit der Antike das göttliche „Es“ symbolisiert, durchscheinen und die Farben spielen lassen kann.
Wir sind froh und dankbar, dass wir heute den neuen Meditationsraum einweihen können. Damit geben wir unseren Schülern/innen die Möglichkeit, Stille einzuüben und schätzen zu lernen. Und wir würdigen damit auch die wunderbare Arbeit unserer Schulpastoralgruppe, insbesondere Frau Lechts und Kaplan Blechschmidts.
Ohne die finanzielle Unterstützung der Schulstiftung und privater Zuwendung wäre diese Eröffnung heute nicht möglich gewesen, daher danke ich Herrn v. Erdmann, Herrn Behr und Herrn Machnik sehr herzlich für ihr Eintreten für dieses Projekt. Schön, dass Sie heute zu unserer kleinen Einweihung gekommen sind. Ein großer Dank gilt aber auch Frau Nentwig-Flohr, die sich für die Gestaltung sehr engagiert hat. Neben der Erarbeitung eines Raumkonzepts hat sie auch ganz praktisch mit Firmen verhandelt, Angebote eingeholt und mit Handwerkern gesprochen. Und Herr Rodrigues stand auch tatkräftig zur Seite. Dass es nun so ästhetisch und schön geworden ist, ist ganz und gar Ihr Verdienst, liebe Frau Nentwig-Flohr. Gleich werden wir ja noch Genaueres über Ihre Gestaltungsideen hören.
Und damit übergebe ich an Herrn v. Erdmann als Vorsitzendem der Schulstiftung.
Dr. Susanne Nordhofen

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